Mantra und Ayurvedisches Temperament

Ayurveda unterscheidet Menschen danach, ob sie ein luftiges, feuriges oder wässriges Temperament  haben. Luft, auch genannt Vata, mit Äther, ist beweglich und konzeptorientiert, Feuer, auch genannt Pitta, ist konzentriert und bestimmend. Wasser, auch genannt Kapha, mit Erde, ist gutmütig und weich. Auch Mantren sind luftig, feurig oder wässrig und können das Temperament eines Menschen ausgleichen, sagt David Frawley in seinem Buch „Mantra Yoga and Primal Sound“ (2012). Einem luftigen oder feurigen Menschen empfiehlt Frawley ein wässriges oder erdiges Mantra,  einem wässrigen Menschen ein luftiges oder feuriges Mantra. Wenn jemand mehr als ein Temperament hat, sollte das Mantra zum Ausgleich jeweils aus den anderen Temperamenten bestehen.

Urklang und Temperament

Der Urklang nach Deepak Chopra, ist der Laut, den das Universum zurzeit Ihrer Geburt gesummt hat. Der Urklang ist auch die Grundlage für eine Reihe an weiterführenden Mantren, sowie den Vornamen in Indien. Dieser planetarische Klang wird auf Grundlage Ihres individuellen Horoskops, ermittelt. Der Urklang kann Ihr Gemüt ausgleichen, unabhängig von seinem ayurvedischen Temperament, auch da er, abgesehen von der Einstimmung, während der Meditation still gedacht wird und wir es dem Urklang überlassen, wie er ausgesprochen werden will.

Wie findet man das Temperament eines Mantras?

Darüber, was für ein ayurvedisches Temperament ein Mantra hat, gibt es unterschiedliche Vorstellungen, vergleicht man Frawley’s Ansatz mit dem von Sanjay Rath in „Remedies in Vedic Astrology“ (2000). Vielleicht liegt dies daran, dass Rath sich teilweise auf Veda Mantra und laut auszusprechende, längere Mantren und Hymnen bezieht und Frawley auf Tantra Mantra und die innere, stille Anwendung der kürzen Bija-Mantren.

Temperamentbestimmung

Frawley erwähnt an verschiedenen Stellen seines Buches, welche Faktoren das Temperament eines Lauts ausmachen: (1) Wie hart oder weich der Laut ist, (2) ob der Laut einen Hauch erzeugt und (3) wie er betont wird. Dazu kommt, meines Erachtens, (4) ob der Laut im Mund oder Kopf eine Vibration auslöst oder den Rachen austrocknet, (5) Die Lautstärke, in der das Mantra gesagt, bzw. ob es geflüstert oder gedacht wird.  (6) Das Temperament des ganzen Mantras kann sich von dem seiner individuellen Laute unterscheiden.(7) ein Laut kann von verschiedenen Menschen unterschiedlich wahrgenommen werden.

Frawely gibt jedoch keine systematische Vorgehensweise zur Bestimmung des Temperaments eines Mantras vor. Auch Rath sagt nicht, warum ein Laut ein bestimmtes Temperament hat. Die Art und Weise, wie Rath Konsonanten und Halbvokale in Elemente unterteilt, lässt jedoch den Schluss zu, dass weiche, hauchige Laute seines Erachtens wässrig sind, weiche, ungehauchte erdig, harte, gehauchte feurig und harte und ungehauchte luftig.  Die weiteren Ausführungen gründen auf den hier beschriebenen Regeln und die folgende Tabelle „Laut und Temperament“ listet das Temperament verschiedener Laute demgemäß auf.

Laut und Temperament
Luft Feuer Erde Wasser Äther
Härte/Eigenschaft hart, kalt hart, warm weich, süß weich, süß weich, vibriert
Hauch ungehaucht Hauch ungehaucht Hauch ungehaucht
Vokal – Sonne e, ī u, ū (Wasser) ā, ai Luft:ə, i, au, ɔ o ṁ (Luft)
Halbvokal-Mond y (Erde) r (gerollt) l v(„w“) v[v] (Erde)
Zischlaut – Mond s (Erde), x ś, f, vau h, kṣ (Feuer) ch, s[z], ʒ
Rachen  – Mars k kh g gh ṅ (ng)
Retroflex -Merkur ṭh ḍh
Zahn – Jupiter t th d dh n (Erde)
Gaumen -Venus tsch tschh dsch dschh ñ(Erde)
Lippen – Saturn p ph b bh m (Erde)
Die Einteilung der Konsonanten und Halbvokale stammt von Rath (2007, S.  123).

 

Hart oder weich?

Für Frawley sind Laute wie „t“, „k“ und „p“ hart und Laute wie „d“, „g“ und „b“ weich. Er sagt jedoch nicht, was einen Laut hart oder weich macht. In der deutschen Sprache sind Laute hart, „bei denen die Lippen, Zunge oder Zähne mit Kraft, Anspannung und abrupt eingesetzt werden“ (Heyse, 1838).  Nach dieser Definition sind die nach Rath feurigen Konsonanten „kh“, „ṭh“, „th“, „tschh“ und „ph“ sowie die luftigen „k“, „ṭ“, „t“, „tsch“ und „p“ alle hart. Die, nach Rath, erdigen Konsonanten „g“, „ḍ“, „d“, „dsch“ und „b“ sowie die wässrigen „bh“, „gh“, „ḍh“, „dh“, „dschh“ und „bh“ erfordern kaum Anspannung und sind weich.  Bei „retroflexen“ Konsonanten „ṭ“, „ṭh“, „ḍ“, „ḍh“ und „ṇ“, mit Unterpunkt, wird die Zungenspitze nach oben zurückgebogen. Wenn dies zu tun ungewohnt ist, kann es einen Laut für den Betreffenden härter und dadurch luftiger machen.

Hauchig?

Macht der Laut einen Hauch, wenn man die Hand oder ein Blatt Papier vor den Mund nimmt? „h“ ist beispielsweise hauchig. Auch das deutsche „k“ ist hauchig im Gegensatz zum Sanskrit „k“, welches wie ein „gg“ und ungehaucht ausgesprochen wird.

Die von Rath als luftig eingestuften Konsonanten „k“ („gg“), „ṭ“ („dd“), „t“ („dd“), „tsch“ und „p“ („bb“), sowie die erdigen „g“, „ḍ“, „d“, „dsch“ und „b“ sind im Sanskrit ungehaucht.  Die von ihm als feurig eingestuften Konsonanten „kh“, „ṭh“, „th“, „tschh“ und „ph“ und die wässrigen „bh“, „gh“, „ḍh“, „dh“, „dschh“, und „bh“ sind hingegen  gehaucht.

Aufgrund von Raths Elementzuordnungen ziehe ich folgende Schlussfolgerungen:

Harte, ungehauchte Laute sind luftig

Luftige Konsonanten, laut Rath, sind „k“, „ṭ“, „t“, „tsch“ und „p“. All diese Laute sind hart und ungehaucht.

Harte, gehauchte Laute sind feurig

„kh“, „ṭh“, „th“, „tschh“ und „ph“ sind feurig, laut Rath.  Diese Laute sind alle hart und hauchig.

Weiche, gehauchte Laute sind wässrig 

„gh“, „ḍh“, „dh“, „dschh“ und „bh“ sind wässrig, laut Rath. Diese Laute sind weich und gehaucht.

Weiche, ungehauchte Laute sind erdig

„g“, „ḍ“, „d“, „dsch“ und „b“ sind alle erdig, laut Rath. Diese Laute sind weich und ungehaucht.

Vibrierende Laute sind ätherisch und luftig

Unter den von Rath als ätherisch geführten Lauten „ṁ“, „ṅ“, „n“, „m“, „ṇ“ und „ñ“, vibrieren besonders das doppelte „mm“ und „nn“ am Mund und an den Lippen. „ṁ“ und „ṅ“ mit Oberpunkt, bei welchen der Mund länger offenbleibt, vibrieren auch im Rachen und Kopf. Vibrationen können den Mund austrocknen und machen einen Laut luftig. Da all von Rath als ätherisch eingestuften Laute weich und ungehaucht sind, sind die, die  vibrieren luftig-erdig.

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Vokale

Vokale verkörpern das Bewusstsein und können ein Gefühl von Weite, Höhe und Tiefe auslösen und höhere Bewusstseinszustände auslösen (Hirschi, 2007). Im Sanskrit gibt es drei Grundvokale „A“, „I“ und „U“. „O“ entsteht, wenn wir „A“ sagen und den Mund zu einem „U“ formen, „E“, wenn wir „A“ sagen und den Mund zu einem „I“ formen. Neben Härte und Hauch bestimmt auch die Länge eines Vokals dessen Temperament.  „A“, „I“ und „U“ können im Sanskrit kurz oder lang sein, „E“ und „O“ sind hingegen immer lang. Die kurzen Selbstlaute „a“  ausgesprochen wie in „elf“ (ə), „i“ und „u“ fokussieren und regen zum Handeln an, laut Frawley. Die langen Selbstlaute ā, e, ī und o machen offen und empfänglich.

Darüberhinaus gibt es im Sanskrit Vokale, die mit der Zungenspitze nach oben gerichtet, ausgesprochen werden.  „ḷ“ („lrə“ bzw. „lri“) und „ḹ“ („llrə“ bzw. „llri“) sind die Ursprungslaute von „l“.  ṛ („rə“) und ṝ („rrə“) sind die Ursprungslaute des gerollten „r“. Weitere Vokale sind das Anusvāra „aṁ“, ausgesprochen, wobei das „a“ wiederum wie „ə“ wie in „elf“ ausgesprochen wird, und das Visarga „ah“,  ausgesprochen „əhə“.

a und ā

Im Sanskrit gibt es ein kurzes „a“[ə] ausgesprochen, wie das „e“ in „elf“ und ein langes „ā“, wie in „aber“.  Frawley hält sowohl das kurze “a“ als auch das lange „ā“ für wässrig, Rath jedoch für luftig. Meines Erachtens ist das kurze „a“ weich, erzeugt keinen Hauch und vibriert im Rachen, weshalb es erdig-luftig ist. Das lange „ā“ erzeugt ebenfalls keinen Hauch und kann, abhängig davon wie hart die Mundstellung ist, erdig sein oder wie in „Aal“ erdig-luftig.

i und ī

Im Sanskrit gibt es ein kurzes „i“, ausgesprochen wie in „immer“ und ein langes „ī“ („ii“), wie in „Vision“. Laut Frawley sind das kurze und das lange „i“ luftig, laut Rath feurig.

Das kurze „i“ erfordert meines Erachtens eine weiche Mundstellung, ist ungehaucht und daher erdig, wegen der leichten Vibration im Kopf womöglich auch erdig-luftig. Das lange „ī“ erfordert eine härtere Mundstellung. Es erzeugt keinen Hauch, jedoch Vibrationen im Kopf und ist daher luftig.

e

„e“, wie in „Eva“, ist im Sanskrit immer lang. Es erfordert eine angespannte Mundstellung, erzeugt keinen Hauch und ist luftig. Auch Rath und Frawley sehen dies so.

o und o (ɔ)

Im Sanskrit gibt es nur ein langes „o“ wie in „oder“. Das Amerikanische „o“ wie in „open“ ist noch runder. „o“ ist, laut Rath, erdig und laut Frawley luftig. Meines Erachtens erfordert „o“ kaum eine Mundanspannung und ist daher weich und hauchig und deshalb wässrig. „o“ (ɔ) wie in „Ort“ erzeugt keinen Hauch, braucht eine etwas härtere Mundstellung und geht auf den Hals, weshalb es erdig-luftig ist. ɔ gibt es im Sanskrit nicht.

u und ū

Im Sanskrit gibt es ein kurzes „u“, wie in „unten“ und ein langes „ū“ („uu“), wie in „Uta“.

Für Frawley sind sowohl das kurze „u“ als auch das lange „ū“ feurig, für Rath jedoch erdig. Meines Erachtens erzeugt das kurze „u“ einen Hauch, erfordert eine angespannte Mundstellung und ist daher hart und feurig.

Das lange „ū“ („uuu“) erzeugt ebenfalls einen Hauch, erfordert aber eine weichere Mundstellung als das kurze „u“.  Weil es sowohl hart als auch weich und gehaucht ist, ist „ū“ feurig-wässrig und kann eine berauschende Wirkung haben.

ai 

ai“ wie in „eins“ drückt sich kreativ aus, lehrt, lernt und klingt. Es ist das urweibliche, laut Frawley. „ai“ ist feurig, laut Rath, was nicht verwundert, da i“ für ihn feurig ist. Für Frawley ist „ai“ luftig, wohl auch weil er „i“ für luftig hält.

Wenn „ai“ wie „Ei“ ausgesprochen wird ist es weich und ungehaucht und daher erdig. Je länger das „a“ und das „i“ ausgesprochen werden, beispielsweise in „aaiii“, desto luftiger wird es.

au

„au“ wie in „Autsch“ heilt, laut Rath und ist seines Erachtens, wohl deshalb wässrig. „au“ ist das „Urmännliche“, laut Frawely, für den „au“ ähnlich wie „o“ ist, nur intensiver und damit noch luftiger.

Kurz ausgesprochen erfordert „au“ meines Erachtens eine härtere Mundstellung, und ist mit dem erdigen „a“ und dem feurigen „u“ erdig-feurig. „aauu“ hingegen ist erdig-feurig-wässrig, weil es hauchiger und weicher ist.

Halbvokale

Laut Frawley spielen die Halbvokale im Sanskrit „l“, „v“, „r“ und „y“ eine große Rolle in der Bestimmung des Temperaments eines Mantras. Sowohl für Rath als auch für Frawley sind „l“ wie im Chakramantra „lam“ erdig, „r“ wie in „ram“ feurig, „v“, wie in „vam“, ausgesprochen wie in „Wal“, wässrig und „y“ wie in „yam“, ausgesprochen wie „Januar“ luftig.

Diese Einordnung lässt sich mit den oben genannten Regeln nachvollziehen. „l“ ist erdig, weil es weich ist und keinen Hauch erzeugt.  „v“ wie in „Wal“ ist wässrig, weil es weich und gehaucht ist, im Gegensatz zum feurigen „Vogel-Vau “ und dem vibrierenden und damit luftigeren „v“ wie in „Vase“.   Das gerollte „r“ ist feurig, weil es hart ist und einen Hauch auslöst. Das Amerikanische ungerollte „r“, hingegen, wie in „road“, ist weich und vibrierend und daher erdig-luftig.  „y“, ausgesprochen wie das „j“ in „Januar“ ist teils hart und weich, macht keinen Hauch und ist daher luftig-erdig.

Zisch und Hauchlaute

Die Zischlaute „s“, „ś“ „ş“ und „kṣ“ und der Hauchlaut „h“ sind, laut Frawley, genau wie die Halblaute maßgebend für das Temperament eines Mantras.  Wie die Halbvokale werden auch diese Laute vom Mond beherrscht.

s (stimmlos)

s, stimmlos, wie in „Szene“ ist für Frawley und Rath wässrig. Meines Erachtens ist das scharfe „s“ hart aufgrund des Zungendrucks, aber mit einer weichen Mundstellung. und dadurch für sich luftig-erdig. Die Zuordnung zweier Temperamente ergibt sich aus der gleichzeitig weichen und harten Qualität. Mit einem darauffolgenden Vokal wie in „soham“ („So bin ich“) ist es jedoch hauchig und damit feurig.  Diese Beispiel ist auch ein Hinweis darauf, dass das ganze Mantra ein anderes Temperament haben kann als seine individuellen Laute für sich.

s (stimmhaft)

Das stimmhafte „s“ [z], wie in „Seele“ ist weich, ungehaucht und vibriert, weshalb es erdig-luftig ist.  Dieses „s“ gibt es im Sanskrit nicht.  Laut Hirschi macht es leicht.

ś

„ś“ wie in „Ski“, mit einem scharfen „sch“ belebt, laut Hirschi (2007) und kühlt, laut Frawley.  Für Frawley ist „ś“ wässrig, für Rath ätherisch. Meines Erachtens ist „ś“ hauchig. Es ist hart wegen des Luftdrucks und weich von der Mundstellung. Daher stufe ich „ś“ als feurig-wässrig ein, um den harten und weichen Eigenschaften Rechnung zu tragen.  „ś“ wie in śanti“ („Schaanti“), Friede, beruhigt wie ein Glas Schnapps. Wenn jemand mit „scht“ Ruhe einfordert, hat dies einen feurigen, bestimmenden Charakter.

Das mit der Zungenspitze nach oben gesprochene, weiche „ṣ“ („sch“), wie in „schlafen“  ist für Frawley wässrig. Für Rath ist es luftig und doch nennt er „ṣ“ einen Feuerlöscher. Meines Erachtens ist „ṣ“  weich und ohne Hauch erdig und auf sanfte Weise beruhigend.

kṣ

„kṣ“, ausgesprochen „ggsch“ mit der Zungenspitze nach oben, ist, laut Rath  feurig.  Meines Erachtens ist „kṣ“ weich von der Mundstellung, hart vom „k“ und hauchig und daher wässrig-feurig, wobei die ungewohnte Zungenstellung es härter und damit luftiger machen kann. kṣam verzeiht.

h

„h“ ist für sich weich und gehaucht und daher wässrig. Das Mantra „ham“ („həmm“) mit dem wässrigen „h“ und dem kurzen „a“ und dadurch entstehenden Doppel-M ist jedoch hart und hauchig und daher feurig.. „hom“, mit dem im Sanskrit üblichen langen „o“ wie in „oder“ ist hingegen wässrig. hīm („hiim“) ist wegen dem luftigen „ii“ wässrig-luftig.

Zisch- und Hauchlaute in anderen Sprachen

„c“, „z“ wie in Zitter und „x“ sind für sich hart und kaum gehaucht und daher luftig. Wenn jedoch ein Vokal nachfolgt, wie in „xa“ „zi“ oder „ce“ werden sie hauchig und dadurch feurig. „f“ und „Vogel-vau“ sind hart und gehaucht und daher feurig.  „ch“ wie in „Ach“, „Jalopeños“ oder im Schwitzerdütschen „chog“ ist weich, hauchig und vibriert im Rachen und daher wässrig-luftig. Das weiche, leicht vibrierende „sch“ [ʒ], wie in „Jalousie“ oder dem Portugiesischen „joao“, ein Gaumenlaut, ist erdig-luftig. Im Sanskrit gibt es ʒ nicht.

Sind Halbvokale oder Zischlaute wichtiger?

Ob Halbvokale oder Zischlaute bei der Temperamentbestimmung eines Mantras wichtiger sind, sagt Frawley nicht. In „śrīm“, ausgesprochen „schriim“, überwältigt das scharfe „sch“ den Halbvokal „r“. Es wundert daher nicht, wenn Frawley, für den das scharfe „ś“ wässrig ist, „śrīm“ auch als wässrig erachtet. Frawley räumt jedoch selber ein, dass das lange luftige „ī“ für Menschen mit einem luftigen Temperament irritierend sein kann. Da für mich „ś“ feurig-wässrig ist, halte ich „śrīm“ wegen dem luftigen ī für feurig-wässrig-luftig, weshalb es zwar energetisiert, aber keinen Körpertypen wirklich ausgleichen kann.

Das Mantra als Ganzes betrachten

Auch wenn das Temperament der einzelnen Laute eines Mantras einen guten Einblick in dessen Temperament geben kann, gilt es auch immer das Mantra als Ganzes zu analysieren. Die Laute, die einem Laut zuvorkommen oder nachfolgen, können dessen Temperament verändern.  „n“ oder „m“, sind beispielsweise, weich, wenn sie wie in „Namah“ von Selbstlauten umgeben werden. Gesummt, trocknet ein „mm“ bzw. „nn“ jedoch den Rachen aus und ist luftig.  Das scharfe „s“ wie in „Szene“ verschärft den Hauch von „o“ in „so“ aber nicht in „si“.

Lautstärke, Betonung und individuelle Wahrnehmung

Wie hart, weich, gehaucht oder lang ein Mantra betont und wie es wahrgenommen wird, kann individuell unterschiedlich sein. Auch ob ein Mantra laut gesagt wird, geflüstert oder still gedacht, beeinflusst dessen Temperament und Wirkung (Siehe Frawley, 2012, Farrand, 2003). Wenn ein Mantra laut ausgesprochen, unangenehm ist, kann es womöglich auch still gedacht für den Betreffenden problematisch werden.

Vedische Astrologie

Neben dem ayurvedischen Temperament bietet die vedische Astrologie eine Fülle an Techniken, um „ein passendes Mantra zu finden. Entdecken Sie Ihre Zauberworte, um zur Ruhe zu kommen, lebendiger zu werden und sich zu befreien.

Über den Autor

Joachim Schneider ist ein Mantrika, ein „Mantrenzauberer und Sänger, laut der vedischen Astrologie nach Jaimini. Er hat in Sozialpsychologie an der Univ. of Washington promoviert, und als zertifizierter Coach, Berufsberater und Urklangmeditationslehrer nach Deepak Chopra seit 2003, kann er Ihnen dabei helfen, ihre Bestimmung und Ihre Zauberworte zu finden.

Quellen

Thomas Ashley-Farrand. 2003 „Heilende Mantras.“ Goldmann Verlag.

David Frawley. 2012. “Mantra Yoga and Primal Sound”.

Gertrud Hirschi. 2007 Mantra-Praxis.

Sanjay Rath. 2007. “Remedies in Vedic Astrology

C. A. Heyse,.1838. “Ausführliches Lehrbuch der Deutschen Sprache”.

Ernst Wilhelm. 2006 “Graha Sutras”