Wie ich meditieren lernte – ein Geist wie ein Aquarium

Erika Kuhn

Vieles ist in den letzten Jahren über Meditation geschrieben worden. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen die Wirkung hinsichtlich Gesundheit, Wohlbefinden und Entspannung. Der Markt ist überschwemmt mit Büchern, CD‘s und Seminarangeboten.
Fantasiereise?

Auch ich machte mich eines Tages auf den Weg zur Meditation. Im Laufe der Jahre probierte ich anhand zahlreicher Bücher nebst Anweisungen eines nach dem anderen aus. Phantasiereisen, welche  mich an die schönsten Strände, zu wunderwollen Landschaften, Gebäuden und in ferne Länder führten. So besuchte ich mit der Zeit die ganze Welt, was wohl dazu führte, dass ich heute so gut wie kein Bedürfnis mehr verspüre, meinen Körper irgendwohin zu tragen.

Obwohl Visualisierungen in gewisser Hinsicht sehr wirkungsvoll sein können, blieb in mir das Gefühl zurück, dass dies doch wohl nicht alles sein könne.

Schneidersitz?

So beschloss ich, dass es nun endlich ernst werden müsste und der Kauf weiterer Bücher erzeugte in mir die Erkenntnis, dass Meditation wohl nur im Schneidersitz gelingen kann. Also, ein Kissen auf den Boden und der Versuch, den rechten Fuß auf den linken Oberschenkel zu legen. Mein Körper verweigerte diese Grundstellung jedoch vehement und ich vertagte die yogischen Verrenkungskünste auf das nächste Leben.

Ausrichtung nach Osten?

Nun die Methode für den ungelenkigen Westler. Man nehme einen Stuhl, sitze gerade, lege eine Decke auf den Boden und über den  Stuhl und richte seinen Blick nach Osten. Himmelsrichtungen war noch nie mein Ding, einen Kompass besitze ich nicht und bis ich ausjustierte, wo hier gerade Osten ist, war die Zeit für die anberaumte Meditation schon wieder vorbei.

Ob Osten, Westen, Norden oder Süden, wichtig ist doch wohl die Meditation und die damit verbundene geniale Erfahrung, dachte ich mir, und ein Stuhl müsste auch genügen.

Dieser ist schnell gefunden und mit hoffnungsvoller Absicht  will ich mich nun in die Stille begeben.

Ruhe?

Der Stuhl erweist sich jedoch als zu hart, also aufstehen und erst einmal ein Kissen holen. Doch kaum sitze ich darauf,  verspüre ich unversehens einen Luftzug in meinem Rücken  und der Gedanke an eine mögliche Erkältung, einen steifen Hals und sonstige Unannehmlichkeiten  lässt mich erst mal wieder aufstehen, um das Fenster zu schließen.

So, jetzt aber ab in die Tiefe der Meditation. Gerade in diesem Moment beschließt der Nachbar, dass sein Rasen das Mähen nötig hätte und ich beginne mich darüber aufzuregen, wieso er jeden zweiten Tag den Rasen mähen muss.

Nachdem ich mich meiner Wut hingegeben hatte, fällt mir doch glatt wieder mein Vorsatz ein, nämlich, dass ich eigentlich meditieren wollte. Ich versuche also aufs Neue, mich wie ein würdiger Yogi zu verhalten, damit die Ruhelosigkeit aus meinem Körper und Geist verschwindet.

Ich schließe wieder meine Augen und nehme meine ganze Selbstbeherrschung zusammen. Doch nun beginnt das Telefon mit Beharrlichkeit zu klingeln, was vermuten lässt, dass es dringend ist und neugierig bin ich ja auch. Also hin ans Telefon um eine nette und kommunikationsgeschulte Stimme zu hören, welche gerade im Auftrag eines Marktforschungsinstituts eine Umfrage zu Drogenproblemen macht und wissen möchte, welche Erfahrungen ich damit gemacht habe. Leider kann ich ihr außer meiner Nikotinsucht nicht weiterhelfen. Das Telefon wird abgestellt, vergessen, wieder anzustellen und einige Tage hält die Verwunderung darüber an, warum niemand anruft und was der Grund sein könnte, dass keiner Interesse an meiner Person zeigt.

Doch zurück auf den Stuhl, die richtige Position einnehmen und ein erneuter Versuch zu meditieren.  Doch mit meiner Konzentration ist es nun endgültig vorbei, In meinem Kopf spuken die Geister des geräuschvollen Nachbarns und mich beschäftigt intensiv die Frage, inwieweit ich nicht doch drogenabhängig bin.

Nach dem Studium weiterer Literatur zum Thema Meditation wird mir klar, wie wichtig es ist, sich in einer ruhigen Umgebung zu befinden, die Gedanken zu beruhigen bzw. nichts zu denken. Eigenartigerweise endeten meine Versuche, nichts zu denken darin, dass ich darüber nachdachte, wie es gelingen kann, nichts zu denken.

Ein Geist wie ein Aquarium

Mein Geist glich jedoch einem Aquarium, in dem eine Unmenge Fische schwammen, welche das Wasser bewegten. Wenn ich die Fische herausnahm, wird das Wasser ganz still und unbewegt. Doch die Fische, sprich die Gedanken, verweigerten dies und je mehr ich versuchte, die Fische zu fangen, desto heftiger entzogen sie sich meinem Zugriff.

Da kam mir doch glatt die Idee, ein Wort zu benutzen, wie in manchen Anweisungen zur Meditation empfohlen. Die Vorschläge reichten von Liebe über Frieden, Freude bis hin zu Gott.

Liebe? Friede?

Der Versuch mit Liebe, nachdem ich es einige Minuten gedacht hatte, führte dazu, dass mir alle meine gescheiterten Beziehungen und unerfüllten Sehnsüchte einfielen. Also, das konnte es ja nun auch nicht sein. Wie wäre es mit Frieden? Dummerweise dachte ich dabei ständig an den Unfrieden in der ganzen Welt und dass Nachbarn wegen herab fallender Blätter die Gerichte der Nation beschäftigen.

Das einfachste ist dann doch wohl Gott. Oh Gott, nein, hier kreisten die Gedanken um Religion und Kirche und dass ich Gott mein Leben lang suchte, ihn aber auf dem Altar der Religionen bis jetzt nicht gefunden hatte.

Es erschien mir, dass die Denkfähigkeit zu einer endlosen Folge von Gedanken führt und dass diese absichtlich hervorgebracht werden, um jede Möglichkeit von Stille zu vermeiden.

Gedanken kontrollieren?

Und je mehr ich versuchte, sie zu kontrollieren, desto mehr spielten sie mir Tricks vor, wurden rebellisch, entzogen sich jeder Kontrolle und erschienen unbezähmbar.

Urklangmeditation?

Ein Meditationsseminar musste her, vielleicht kann mir dann jemand zeigen, wie es geht.  Beim Lesen der Bücher von Deepak Chopra stieß ich dann auf den Begriff der Urklangmeditation und fand nach kurzem Suchen auch jemanden in Deutschland, der sich dieser Aufgabe widmete.

So besuchte ich bei Dr. Joachim Schneider ein Urklangmeditationsseminar, erfuhr viel über Bewusstsein, in einer Art und Weise, wie es sogar jeder Nicht-Esoteriker verstehen kann und erhielt meinen persönlichen Urklang.

Ein Mantra, bei welchem trotz aller Anstrengungen die üblichen Assoziationen ausbleiben. Doch nicht nur das, auch alle anderen Verrenkungen und Bemühungen fallen weg und  das Denken hört tatsächlich auf.

Mir wurde auch bewusst, dass viele spirituelle Sucher im Laufe der Zeit ihre Richtung verlieren, weil ihnen eine einfache Technik fehlt, mit denen sie die Unfähigkeit des Geistes, ein Schaf von einem Wolf im Schafspelz zu unterscheiden, nicht überwinden können.

Das Urklangmantra ist für mich nicht nur ein Mantra, welches hilft, sich zu konzentrieren und die Gedankenflöhe im Kopf zur Ruhe zu bringen.

Urlaute sind die Ursache jeder Manifestation. Urklangmeditation ist so für mich die Manifestation der Seele, welche sich durch diesen entfaltet hat.

Mit diesem persönlichen Mantra kam ich in Kontakt zu meiner Seele oder auch zu meinem höheren Selbst, egal wie man es bezeichnen will.

Dieser Kontakt hat für mich zu mehr Ausgeglichenheit, gesundheitlichem Wohlbefinden und der Weiterentwicklung meiner kreativen Kraft geführt.

Die Urklangmeditation ist für mich eine einfache Methode, mit der es seit über 5 Jahren gelingt, sanft und mühelos täglich zweimal 30 Minuten zu meditieren.

So habe ich es doch noch gelernt.

Erika Kuhn,Dipl. Sozialwirtin, NLP-Master, HGT-Gesundheitstrainerin, Autorin von 2 Büchern:

Alltag oder Leben zwischen Tragödie und Komödie

Ich bin nicht Du