Die Psychologie beschäftigt sich viel damit, was man in welchem Alter zu tun hat, um glücklich zu sein und sich verwirklichen zu können. Das Urvertrauen in der Kindheit entwickeln, seine wahren Interessen als Teenager entdecken, den passenden Lebenspartner und Beruf in seinen Zwanzigern finden, eine Familie gründen und später einen Beitrag für die Gemeinschaft leisten sollen alle ein erfülltes Leben ermöglichen.
Gerade wenn Ihr Leben nicht diesem gesellschaftlichen Vorstellungen entspricht, ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass die Wirklichkeit nur eine Idee ist. Ihre Biographie und Geschichte können ihr Leben nur insofern beeinflussen, wie Sie der Vergangenheit und dem Zeitgeist Aufmerksamkeit schenken. Wie können Sie Ihre Vergangenheit für sich nutzen? Wo sind die Schnittpunkte zwischen Ihren Interessen und dem Zeitgeist?
Ohne Grundsicherung keine Verwirklichung?
Schon der Psychologe Abraham Maslow vertrat die Ansicht, dass Menschen erst dann nach Liebe, persönlichem Erfolg und Selbstverwirklichung streben, wenn Grundbedürfnisse nach Nahrung, körperlicher und finanzieller Sicherheit wenigstens zu 70% gestillt sind und der Mensch bereits gesellschaftliche Anerkennung genießt. Wer kein Dach über dem Kopf hat, findet es zumeist schwieriger, seinen wahren Träumen nachzugehen, als jemand, der sich keine Sorgen über seine Bleibe oder sein Einkommen machen muss. Die Forschung zeigt allerdings, dass auch bei Menschen, die ihre Schäfchen nicht im Trockenen haben oder noch nicht anerkannnt sind, der Wunsch nach Selbstverwirklichung größer sein kann, als nach gesellschaftlicher Anerkennung. Auch gibt es große Persönlichkeitsunterschiede darüber, in wie weit ein Mensch auf Sicherheit, Wissen, Spaß oder Selbstverwirklichung setzt.
8 Lebensaufgaben
Es gibt bestimmte Zeiten im Leben, in denen ein Mensch konkrete Entwicklungsschritte zu gehen hat, wenn er nicht später im Leben mit diesen Themen kämpfen möchte. Der Psychoanalytiker Erik Erikson beschreibt in seinem Stufenmodell 8 Entwicklungsschritte, die ein Mensch zu gegebener Zeit meistern sollte, um sich ganz entfalten zu können.
1. Kann ich Dir trauen? (0 – 2 Jahre)
Ob Sie als Erwachsener anderen Menschen vertrauen, hat laut Erikson viel damit zu tun, ob Sie sich als Baby auf die Zuneigung und Versorgung Ihrer Eltern verlassen konnten und sich geborgen fühlten.
2. Kann ich Probleme selbstständig lösen? (2 – 4 Jahre)
Wenn Eltern in kleinen Kindern Selbstständigkeit fördern, sind diese als Erwachsene unabhängiger. Wenn Kinder hingegen nichts selber machen dürfen oder aber auch zu früh zu viel von ihnen verlangt wird, zweifeln sie als Erwachsene an ihrer Fähigkeit, Probleme lösen zu können.
3. Werde ich die Initiative ergreifen? (2 – 6 Jahre)
Wenn Kinder in ihren Zielen nicht unterstützt werden, nehmen sie als Erwachsene auch nicht die Dinge in die Hand.
4. Kann ich das umsetzen? ( 5 – 12 Jahre)
Wenn Kinder in ihren Interessen nicht ermutigt und für ihre Erfolge gelobt werden, kann es sein, dass sie auch als Erwachsene ihre Aufgaben nicht zu Ende führen und lieber zuhause herum sitzen.
5. Wer bin ich? (13 – 19 Jahre)
Ohne freies Experimentieren kann sich ein Mensch nicht wirklich finden. Wer auf die Fragen „Was steckt in mir?“ und „Was mache ich damit?“ keine Antworten findet, übernimmt Verantwortung nur widerwillig und tut sich schwer, für etwas zu stehen.
6. Kann ich lieben? ( 20 – 40 Jahre)
Wenn ich nicht weiß, wer ich bin und wofür ich stehe, sind langfristige Beziehungen schwierig. Fehlende Kompromiss- und Opferbereitschaft können einen Menschen isolieren.
7. Leiste ich einen Beitrag für die Gesellschaft? (40 – 65)
Die Gründung einer Familie und eine Tätigkeit im Dienst der Gemeinschaft oder der nächsten Generation geben einem Menschen das Gefühl nützlich zu sein. Wenn jemand keinen Beitrag für das Allgemeinwohl leistet, kommt die persönliche Entwicklung in dieser Lebensphase zum Stillstand und der Mensch wird unzufrieden und oberflächlich.
8. Hat mein Leben einen Sinn? 65 – Tod)
Ob ein Mensch seine Lebensziele erreicht hat, wirkt sich darauf aus, wie zufrieden oder missmutig er im fortgeschrittenen Alter ist.
Lebensrollen
Der Entwicklungsspsychologe Donald Super war der Ansicht, dass sich Menschen gemäß ihrem Selbstverständnis entwickeln. Wenn Sie denken „Ich bin eine Künstlerin“ werden Sie sich anders entwickeln als wenn Sie denken „Ich bin eine Hausfrau“. Probleme entstehen wenn Rollenklarheit fehlt. Wenn Sie sich zum Beispiel für eine Künstlerin halten, Ihr Umfeld Sie aber als Hausfrau wahrnimmt. Die Aufgabe ist, sich über seine gewünschte Lebensrolle im Klaren zu sein und diese dem Umfeld eindeutig zu kommunizieren.
Super unterteilte das menschliche Leben in verschiedene Abschnitte und Aufgaben.
Kinderzeit (0- 14): Was sind meine Interessen und Gaben?
Jugend (14 – 25): Wie kann ich verschiedene Fachbereiche oder berufliche Rollen ausprobieren?
junges Erwachsenalter (25 – 45): Für welchen Beruf, für welche Beziehung möchte ich mich langfristig entscheiden? Wie kann ich lernen auf andere Menschen einzugehen? Wie kann ich mein Können steigern und mehr Verantwortung übernehmen?
mittleres Erwachsenenalter (46 – 64) Wie kann ich meine Grenzen annehmen und dadurch wachsen? Was ist das Wesentliche? Wie kann ich konkurrenzfähig bleiben?
Hohe Erwachsenenalter (über 64)
Was wollte ich immer schon tun? Wo möchte ich mich zur Ruhe setzen?
Wirklichkeit ist nur eine Idee
„Diese Welt besteht wegen Dir.“
Deepak Chopra
Eine Kenntnis dieser Entwicklungstheorien weckt das Verständnis für alters- und gesellschaftsbezogene Herausforderungen. Vergessen wir dabei allerdings nie, dass jede Situation ihre eigenen Chancen birgt. Auch wenn ein Leben nicht dem stereotypischen Weg entspricht, ist doch jeder Mensch auf einem einzigartigen Weg zu seiner Erfüllung.
Für einen Überblick der vedischen Tradition zu diesem Thema lesen Sie den Artikel über die Frage „Was ist Dein Ashram?“ und die planetarischen Einflüsse auf das Lebensalter.