Joachim Schneider, 9. November 2012
Ich verstehe gar nicht, was wir immer gegen Angst haben. Sie ist ein hilfreiches Warnsignal, das uns dabei helfen kann, drohende Gefahren zu vermeiden. Mehr noch, Angst kann eine schöne Abwechslung sein. Viele fahren gerne Achterbahn oder springen mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug, weil sie einen Nervenkitzel erleben wollen.
Lampenfieber macht Laune
Ein wenig Angst kann dazu beitragen, eine bessere Leistung zu bringen. Als Jemand, der vor Menschen singt und Vorträge hält, bin ich gerne ein wenig „nervös“, weil ich dadurch konzentrierter und mit mehr Energie bei der Sache bin. Ich stehe ungern mit Menschen auf der Bühne, die kein Lampenfieber haben, da dann oft die erforderliche „Grundspannung“ fehlt, ohne die ein Singspiel so interessant ist, wie drei Tage altes Mineralwasser.
Angst ist ein Lebenszeichen
Was für mich Angst so wertvoll macht ist, dass sie ein Gefühl ist. Wenn wir ein Gefühl verspüren ist das ein Zeichen, das wir noch leben.
Wer über seine Angst spricht, findet einen neuen Freund
Wenn wir das Gefühl der Angst nicht unterdrücken, können wir aufleben und unsere Verbindung zur Seele und unserer Menschlichkeit wiederfinden. Angst haben ist so schön menschlich. Es gibt natürlich auch Situationen, in denen wir von der Angst eines anderen nichts wissen wollen. Wir suchen fluchtartig das Weite, weil wir selber die Hosen voll haben und nicht an unsere eigenen Ängste erinnert werden möchten. Wir verstecken unsere Angst nur zu gerne, aber wenn wir jemandem von ihr erzählen, geben wir ihm die Möglichkeit mit uns auf einer tiefen menschlichen Ebene in Berührung zu kommen.
Erst wenn wir die Angst erlauben, kann sie sich in Wohlgefallen auflösen
Angst kann heilen . Wenn Du Angst verspürst, wie kannst Du sie erlauben und beobachten und als Zeichen Deiner Lebendigkeit sogar genießen? Erst wenn die Angst sein darf, kann sie zu überschwänglicher Freude werden.
Was ist das Schlimmste, was hier passieren kann?
Viele Ängste lösen sich auf, wenn wir objektiv die Fakten zusammentragen. Wir erkennen dann, dass die Lage lange nicht so bedenklich ist, wie zuerst gedacht.
Wie relevant ist dieser Sachverhalt in einem Jahr?
Viele Dinge, die uns heute Angst machen, haben in einem Monat oder einem Jahr keine Bedeutung mehr. In den Fällen, in denen langfristige negative Auswirkungen wie ein Bankrott, eine Trennung, schwere Krankheit oder gar der Tod möglich sind, eröffnet die schwierige Auseinandersetzung mit diesen Herausforderungen die Chance, sich zu befreien, und das Leben und das Miteinander noch viel bewusster und dankbarer zu erleben. Dies ist leichter gesagt, als getan.
Wo ist hier die Chance?
Wenn wir die Angst annehmen und uns fragen, wie wir sie jetzt nutzen können, wird sie unser Leben verschönern. Angst ist Energie, die uns dazu motivieren kann, etwas sinnvolles zu tun. Wenn wir, wie in den Veden beschrieben, dazu neigen „tamasisch“ zu sein, handeln wir erst, wenn uns was wehtut oder uns das Wasser bis zum Hals steht. Wenn wir erst etwas unternehmen, wenn wir mit dem Rücken zur Wand stehen, ist Angst unbedingt erforderlich, um unser Leben zu verändern und noch schöner zu gestalten. Viele fangen erst zu meditieren an, wenn sie in einer Krise stecken. So mancher Mensch wurde aufgrund lebensbedrohlicher Umstände zu einem Experten in einem Bereich.
Angst schickt der Himmel
Solange wir unsere Angst nicht mit irgendwelchen Süchten und Ablenkungen verdrängen, ist sie ein Segen, wenn Sie uns dazu bringt, zu meditieren, Sport zu treiben, unsere Gedanken aufzuschreiben , uns zu informieren, jemanden zu kontaktieren oder zu handeln, um ihr auf den Grund zu gehen. Im Nachhinein können wir der Angst dankbar sein, wenn wir daraus etwas gemacht haben. Wenn wir einer Situation machtlos gegenüberstehen, sind sinnvolle, gesunde und lustige Ablenkungen förderlich.
Angst ist ein Zeichen von Mangel und Knappheit
Auf einer tieferen Ebene verbirgt sich unter der Angst ein Mangeldenken, was ein Grund ist, weshalb Angst nicht nur in der Marlborowerbung, sondern auch in manchen Selbsthilfekreisen verpönt ist.
Weil Angst so gar nicht erwünscht ist, und jeder in Hülle und Fülle seine Bestimmung verwirklichen möchte, überspringen viele die bisher aufgeführten Vorzüge der Angst, die die Seele uns in den Weg legt, damit wir wachsen können.
Gedanken wie „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich habe nicht die Kraft, das was in der Zukunft auf mich zukommt, zu meistern“ hindern uns fraglos daran, noch mehr aus unserem Leben zu machen. In dem wir unsere Schwächen verteufeln, werden wir unsere Hürden jedoch nicht überwinden können. Wer sich mit all seinen Fehlern annehmen und ohne etwas zu verheimlichen, zu sich stehen kann, ist stark.
Erkenne den Reichtum, in dem was dich umgibt
Erkenne die vielen Möglichkeiten, die die Zukunft bringen kann
Erkenne Deine Stärke, in dem was Du bereits gemeistert hast
Wenn wir den Reichtum, in dem was uns umgibt, erkennen, wenn wir die vielen Möglichkeiten, die die Zukunft bringen kann, sehen, und wenn wir die Stärke, in dem was wir bereits gemeistert haben, uns bewusst machen, löst sich das Mangeldenken auf und wir brauchen keine Angst mehr zu haben. Jetzt hätte ich fast gesagt, „wie schade“.