Deepak Chopra, 24. März 2016
Eine positive Entwicklung unserer Zeit ist, dass ein Mensch sein ganzes Leben lang gesund und wertvoll sein soll. Im Gegensatz zu früheren Generationen erwarten wir, noch mit 80 aktiv am Leben teilnehmen zu können.
Das Hinderliche am Älter werden ist dass Menschen beobachten, wie sie körperlich, und auch geistig an Energie verlieren.
Woher nehmen wir die Energie, um in jeder Hinsicht in Schwung zu bleiben? Die Physik besagt, dass ein Organismus nach dem Gesetz der Entropie an Energie verliert. Das ist der Grund, weshalb Eiswürfel schmelzen und Sterne ausbrennen. Eine Gegenkraft, mit deren Hilfe wir Energie speichern und gewinnen können, ist jedoch die Evolution. Ein Beispiel dafür ist der Mensch, der Nahrung, Luft und Sonne mehr Energie entziehen kann als er abgibt und dadurch an Energie gewinnt.
Der Mensch ist zu komplex für einfache physikalische Gesetze. Wenn wir körperlich, seelisch und emotional nicht an Energie verlieren wollen, müssen wir uns weiterentwickeln. Wir bauen körperlich und geistig nicht ab, weil wir älter werden, sondern wegen zu viel Arbeit und Stress, zu wenig Erholung und Schlaf und einem irrsinnigen Lebenstempo, das der Körper nur auf begrenzte Zeit aushalten kann.
Der emotionale Energieverlust kann vom körperlichen nicht getrennt werden. Schlechter Schlaf, zu viel Arbeit und Stress lassen uns die Begeisterung und das Interesse an dem, was wir tun, verlieren. Wir verlieren an emotionaler Energie, wenn wir niedergeschlagen sind, Angst haben, in einer schlechten Beziehung feststecken, Missbrauch erleben oder uns selbst nicht achten. Spirituell verlieren wir an Energie, wenn wir in unserem Leben keinen Sinn sehen. Das passiert vielen Menschen, wenn die Kinder ausziehen, sie in Rente gehen, sie Kummer haben, keinen Erfolg oder wenn die Arbeit sinnlos ist.
In unserer Gesellschaft wird Glück mit Jugend, einem schönen Körper, Sex und Reichtum gleichgesetzt. So wünschenswert all diese Dinge sind, können auch sie den unaufhaltsam voranschreitenden Energieverlust nicht aufhalten.
Die Situation ist jedoch nicht ausweglos. Unsere moderne Gesellschaft bekämpft mittlerweile mit großem Erfolg den Zerfall des Körpers. Wir können Krankheiten heilen, die Menschen jahrhundertelang das Leben gekostet haben. Wir wissen, wie wir gegen Krankheiten vorbeugen können und sind uns der Wichtigkeit von sauberer Luft, Wasser, und natürlicher Ernährung bewusst. Die Chance, von einem Schlaganfall oder Herzinfarkt wieder zu genesen, sind besser denn je. Die Evolution hat Fortschritte gemacht.
Auch durch seelische und psychische Rückschläge verlieren wir an Energie. Diesen Energieverlust gilt es abzuwehren, indem wir das Bewusstsein ausweiten. Die innere Entwicklung ist der Schlüssel für die Energetisierung des Körpers und des ganzen Menschen. Die Forschung über Meditation zeigt, dass Meditation Körper, Seele und Geist energetisiert. Und doch gibt es viele Menschen, die mit Meditation und den Bewusstseinspraktiken fremder, östlicher Kulturen etwas Negatives verbinden. Meditation soll passiv machen, Yoga soll nur etwas für Frauen sein und bewusster werden zu wollen, wird misstrauisch beäugt, weil es dazu zwingen soll, innere Konflikte anzugehen. Besser keine schlafenden Drachen wecken.
Diese Meinungen stimmen nicht und, noch schlimmer, führen zu Energieverlust. Wenn wir das verdrängen, was uns Lebensfreude, Selbstachtung oder Selbstvertrauen nimmt, verhindern wir unsere Weiterentwicklung. Wir verlieren dann an Energie, unabhängig davon, wie klug, gutaussehend, fit oder reich wir sind.
Wir sind auf der Welt, um uns weiterzuentwickeln. Seit Milliarden von Jahren bestand diese Entwicklung darin, den Körper zu stärken und ihn vor dem Zerfall zu bewahren. Da wir bewusste Wesen sind, geht es jetzt darum, uns innerlich weiterentwickeln. Wenn wir ein Leben lang Energie haben wollen, ist hier der Schlüssel dazu.
Übertragen aus dem Amerikanischen Original von Joachim Schneider