Angst verstehen

Deepak Chopra 14. Mai 2018

Der Alltag oder die Zeit kann schreckliche Erlebnisse nicht vergessen machen. Erfahrungen mit Krieg, Missbrauch oder Verbrechen, aber auch der Verlust eines lieben Menschen oder eine bittere Scheidung kann zu Ängsten führen. Viele glauben, dass sie diesen Ängsten nur noch mit Beruhigungs- oder unerlaubten Rauschmitteln beikommen.

Scheinbar grundlose Ängste, bei denen keine tatsächliche Bedrohung mehr vorliegt, können durch kleinste Anlässe wiederaufkommen. Wenn ein Kind von einem Erwachsenen missbraucht wird, dieses Umfeld jedoch verlässt, besteht zwar keine unmittelbare körperliche Bedrohung mehr, aber die Angst davor kann bleiben.

Angst muss nichts Negatives sein, wenn sie uns vor tatsächlichen Gefahren schützt.

Diese nützliche Angst wird heute vielfach von grundloser, lähmender Angst überschattet, die dadurch entsteht, dass schlimme Erlebnisse nicht verarbeitet wurden.  Der ursprüngliche Auslöser lebt durch zurückbleibende Eindrücke weiter und beeinflusst Geist, Gehirn und Körper noch lange danach in der Form von posttraumatischen Belastungsstörungen. Warum wir uns an diese Angst erinnern, ist nicht klar. Sie kann nur aufgelöst werden, wenn wir den ganzen Körpergeist erreichen.

Auch wenn es viele Therapien und Drogen gegen Angst gibt, ist der Schlüssel zur Befreiung, ihren ursprünglichen Grund zu finden. Die Wurzel aller Ängste ist die Urangst, dass wir allein und unsicher sind und zum Leiden verdammt. Diese Urangst ist aus der Trennung geboren. Diese Urangst hat so einen tiefgehenden Eindruck hinterlassen hat, dass sie zusammen mit den verschiedensten alltäglichen Angstauslösern zur Gewohnheit wurde.

Zum Mensch sein gehört Angst jedoch nicht zwangsläufig dazu. Die scheinbar grundlose Angst kann aufgelöst werden, wenn wir das Gefühl der Trennung als Illusion erkennen. Aus der Trennung herauszukommen muß nicht spirituell erklärt werden, wenn dies einschränkend und gekünstelt wirkt. Ob Trennung unser Schicksal ist oder eine Illusion, ist eine Frage des Bewusstseins. Wenn wir zur Wirklichkeit aufwachen und erkennen, dass wir nicht getrennt sind, löst sich Angst und Leid auf. Angst und Leid geht auf Einsamkeit zurück und das Gefühl, dass wir ständig bedroht sind. Wenn wir dieser Illusion verfallen, sind wir verloren.  Mensch sein ist ein Zustand grenzenlosen Potentials und birgt grenzenlose Möglichkeiten in sich. Wenn wir zu dieser Grenzenlosigkeit aufwachen, verschwindet die Angst. Übertragen aus dem Amerikanischen Original von Joachim Schneider