Ayurveda, die indischen Heillehre, unterscheidet Menschen danach, ob sie ein luftiges, feuriges oder wässriges Temperament haben.  Im Folgenden beschreibe ich die Eigenschaften des wässrigen, feurigen und luftigen Temperaments, welche größtenteils von David Frawley’s Buch „Mantra Yoga und Primal Sound“ (2012) stammen.

Wasser (sein)

Wasser ist weich und kühl. Es beruhigt und erholt, macht geduldig, offen, gutmütig, hingebungsvoll und glücklich.  Wasser ist „sein“, in der chinesischen Philosophie „yin“. Wasser verkörpert zusammen mit Erde den Ayurvedischen Körpertyp Kapha, Die Essenz von Wasser ist Ojas, die Lebensfrische. Wasser ist Hingabe, in Indien genannt Bhakti Yoga. Wasser ist flüssig süß  und Erde festsüß. Wasser wird von Jupiter und teilweise auch von Mond und Venus verkörpert. Indische Wasser-Archetypen sind Lakshmi, die Fülle, Vishnu, der Bewahrer, Krishna, der Flötenspieler, Ganesha, der Überwinder, Sundari, die Befreierin, Ganga, der Fluss und Bhumi Mata, die Erde.

Zu viel Wasser

Trägheit und Abhängigkeit sind ein Zeichen von zu viel Wasser. Bei zu viel Wasser braucht der Mensch Luft in der Form von Bewegung, Anregungen und Atemübungen (Bhastrika Pranayama), Feuer, Sonne, Berge, den Sonnengruß und das Sonnenpranayama hamsa soham, bei dem durch das rechte Nasenloch ein- und durch das linke ausgeatmet wird.

Feuer (tun)

Feuer ist heiß und scharf. Es konzentriert, verdaut, setzt um und will das Umfeld verändern und kontrollieren. Feuer ist „yang“ in der chinesischen Philosophie und handelt. Feuer entspricht Pitta, dem ayurvedischen Körpertyp und dessen Essenz Tejas. Feuer ist Karma Yoga, das gute Werk.  Es wird von den Planeten Sonne, Mars und Ketu verkörpert. Feurige Archetypen sind die auf dem Löwen reitende Durga, der brüllende Rudra, der schreckliche Bhairavi, Skanda, der 7 Tage alte General und Kali, die Zerstörerin.

Zu viel Feuer?

Zu viel Feuer überhitzt, erzürnt, entzündet und kann zu Feindschaft oder Workaholism führen. Bei zu viel Feuer braucht man Wasser. Empfohlen wird Yoga im Sitzen und Liegen,  den Schulterstand, Bogen oder eine Kobra. Als Atemübungen eignen sich kühlende Pranayamas, wie Shitali, bei dem man die Zunge zu einem Rohr formt.  Beim Mond Pranayama wird durch das linke Nasenloch ein- und durch das rechte ausgeatmet. Jñana (Dschnjana) Yoga der Erkenntnis, die Vedanta Philosphie, dass wir alle eins sind, Vipassana, Zen, Metta Meditation sowie „the Works“ nach Katy Byron zum Abbau von „sollte“ Stress, können zu viel Feuer löschen, so Frawley.

Luft (Veränderung)

Luft ist trocken, hart, veränderlich, schnell, kalt und bitter. Luft macht beweglich, anpassungsfähig, kreativ, jugendlich und konzeptorientiert. Zusammen mit Raum, auch genannt Äther, ist Luft Vata und dessen Essenz Prana. Luft ist das Wechselspiel zwischen „sein“ (Wasser) und „tun“ (Feuer), Yin-Yang.  Zu viel tun oder zu viel sein, sowie die Unfähigkeit, gewünschte Veränderungen herbeizuführen, sind Zeichen einer Luftstörung. Saturn, Rahu und teilweise auch Merkur verkörpern Luft. Luft ist das Yoga der Erkenntnis (jñana). Luft-Archetypen sind Hanuman, der Affe, Shiva, der Zerstörer, Buddha, der Erwachte, Sarasvati, die Künstlerin, Dhumavati, die Ausgestoßene und Bhuvanesvari, die Königin der Welt.  

Zu viel Luft?

Zu viel Luft macht Angst und nervös und man braucht dann Wasser. Frawley empfiehlt Yoga im Sitzen, Liegen und Standübungen, wie nach vorne beugen mit dem Bewusstsein auf die Füße, die Kindspose, Kobra, Brücke, den Fisch oder Bogen, Meditation, Mentaltechniken und einen Glauben, um seine Angst zu überwinden.  Kaffee, Schwarztee und andere Anreger soll man vermeiden und stattdessen Milch, Ashwaganda, Shatavari oder Bärendreck zu sich nehmen.

Quellen

David Frawley, 2012. “Mantra Yoga and Primal Sound”.