Fische-im-WasserJoachim Schneider 

„Ich bin nicht verrückt. Ich bin nur nicht wie Du.“ Roger Pearman

Die Meinung, dass alle Menschen gleich sind und sich bei entsprechenden Anreizen und Engagement schulischer und beruflicher Erfolg einstellt, ist weit verbreitet. Wenn Erfolg ausbleibt, wird das meist mit Faulheit, mangelnder Intelligenz oder fehlender Betreuung erklärt.

Persönliche Neigungen und in wie weit diese Neigungen im schulischen und beruflichen Umfeld erwünscht sind, haben viel damit zu tun, ob jemand in seinem Umfeld Erfolg hat oder nicht. Bereits der Psychiater Carl G. Jung hat verstanden, dass Menschen grundsätzlich verschieden sind, und dass Versuche alle über einen Kamm zu scheren zum Scheitern verurteilt sind.

Abhängig von Ihrem Temperament haben Menschen unterschiedliche Ziele, Motivationen, Interessen und Werte und verfügen über unterschiedliche Formen von Intelligenz.

Dass Menschen verschieden sind, ist für die meisten ein alltägliches Erlebnis. Professor Higgins im Musical My Fair Lady drückt es treffend aus, wenn er sagt. „Warum kann die Frau einfach nicht so sein wie ich?“

Laut David Keirsey, einem Experten für Persönlichkeitsunterschiede,  gibt es  4 verschiedene Temperamentfamilien die seit Jahrhunderten unter den verschiedenen Namen, vor ihm schon von Hippokrates  (370 v. Chr.) und dem Römischen Arzt Galen (190 n. Chr.) beschrieben wurden.

Ich nenne sie Spielkameraden, Beschützer, Seelengefährten und Diskussionspartner, nach der Brille, durch die sie ihre Beziehungen sehen.

Die Namen dieser 4 Temperamente und der im Folgenden beschriebenen Typen weisen nicht auf die berufliche Eignung eines Menschen hin, sondern stellen lediglich charakterliche Neigungen dar.

Beschützer (ca. 45% der Bevölkerung typisch westlich geprägter Kulturen)

„Wer, wann, was, wo in welcher Menge?

 Als Säule der Gesellschaft  arbeiten Beschützer fleißig wie die Ameisen. Sie sind verlässliche Bewahrer von Familie, Institutionen, Vereinen, Firma, Kirche und Freundschaften. Beschützer suchen Sicherheit in Form von Geld, Eigentum und vertrauten Abläufen. Wie ein Eichhörnchen für den Winter Nüsse sammelt, sparen sie für schlechte Zeiten. Nur im Urlaub lassen sie sich nach allen Regeln der Kunst verwöhnen. Ansonsten möchten sie ungern bedient werden. Sie glauben, dass man sich alles verdienen muss.

Beschützer sind an praktischen Tätigkeiten in der Wirtschaft und Verwaltung interessiert, respektieren Hierarchien und möchten am Liebsten die Leitung eines Unternehmens übernehmen,um es beständig zu führen und um Abläufe zu standardisieren. Viele Vorstandsvorsitzende großer Firmen haben ein Beschützertemperament. Beschützer legen viel Wert auf gesellschaftliche Regeln und Pflichten. Beschützer neigen dazu, sich Sorgen zu machen und Vorsicht ist besser als Nachsicht.  Die Neigung ist die Zukunft eher pessimistisch zu sein und die Vergangenheit als die gute alte Zeit zu sehen. Ihren Selbstwert finden Beschützer in Hilfsbereitschaft und im gesellschaftlichen Ansehen, für das sie bereit sind, viel Zeit und Geld auszugeben. Sie schätzen Zertifikate, Urkunden und Zeugnisse als fassbares Zeichen gesellschaftlicher Anerkennung

Beschützer sind Gewohnheitsmenschen.Sie achten darauf, dass alles an seinem Platz ist.

Sie verfügen über logistische Intelligenz, mit der sie in der Lage sind, vorhandene Ressourcen und Materialien zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Menge effizient an die richtigen Leute zu liefern.

Als Partner sind sie ein Helfer in einer Pflichtgemeinschaft. Als Eltern bereiten sie ihre Kinder auf gesellschaftliche Pflichten vor. Als Kinder reagieren sie positiv darauf, wenn sie geschimpft werden. Sie sträuben sich oft Veränderungen. Umziehen stresst sie. Sie möchten, dass morgen alles so bleibt wie heute. Sie erwarten von Vorgesetzten, Eltern, Lehrern oder Babysittern eine klare Führung. Auch wenn sie keine Einzelgänger sind, neigen sie am ehesten zum Selbstmord, wenn Sie glauben, sie haben ihr Gesicht verloren. Die verschiedenen Rollen des Beschützertemperaments sind Pfleger, Inspektoren, Versorgungsmanager und Event-Organisierer.

Spielkameraden  (ca  40. % der Bevölkerung typisch westlich geprägter Kulturen)

„Jetzt oder nie“

Diese Menschen sind Genießer, die voll im hier und jetzt aufgehen. Sie vertrauen ihren Impulsen und suchen den Nervenkitzel. Sie möchten etwas bewirken und andere Menschen beeindrucken.

Wie ein listiger Fuchs nutzen sie taktisch ihre Chancen, die sich im gegenwärtigen Augenblick auszahlen. Sie sind anpassungsfähig wie ein Chamäleon, und körperlich gewandt wie ein Salamander.

Sie sind hochbegabt im Umgang mit Werkzeugen und Ausrüstung, sei es mit dem Kran, der Gitarre oder dem Skalpell. Situationsbezogen beschreiben sie unkonventionell die fassbare Wirklichkeit. Ihr Ziel ist es, ihre Technik zu verfeinern, um zu einem Meister ihres Fachs zu werden. Sie finden ihren Selbstwert im kunstvollen Handeln, Wagemut und in ihrer Improvisationsfähigkeit.

Die Zukunft sehen sie zuversichtlich. Anderen Menschen gegenüber sind sie misstrauisch, da sie davon ausgehen, dass jeder auf seinen eigenen Nutzen aus ist.

Das Leben mit Spielkameraden als Partner  ist wie eine Achterbahnfahrt. Anstatt Gedichten mögen sie lieber extravagante Geschenke, Reizwäsche oder exotische Ausflüge. Zuhause verbringen sie viel Zeit in ihrer Werkstatt. Es macht ihnen nichts aus, wenn das Haus nicht aufgeräumt ist.

Als Kinder spielen sie lieber, als sich Geschichten anzuhören. Sie mögen Wettkämpfe, Fahrradtricks oder Skateboard fahren. Als Jugendliche sind sie die ersten, die mit Alkohol, Drogen Sex oder Glückspiel experimentieren oder von zu Hause wegrennen. Besonders gegen autoritäre Menschen sind sie rebellisch. Sie mögen Tiere und sind gerne draußen. Sie haben kein Interesse an abstrakt theoretischen Fächern oder Verwaltung und haben deshalb oft Schwierigkeiten in herkömmlichen Schulen. Als Eltern übernehmen sie die Aufgabe der Befreier und lassen ihren Kindern eine lange Leine. Sie sind begnadete Verhandler, Problemlöser und Feuerlöscher da sie sich nicht mit Regeln, persönlichen Befindlichkeiten oder alten Beziehungen belasten lassen.

Sie interessieren sich für Handwerk, Töpfern, Kochen, Literatur, Mechanik, Theater, Industrie, Fliegen, Kampfkunst, Ballspiele, Malen, Imitieren, Musik, Tanz oder  Zeichnen.

Zu den Spielkameraden gehören die archetypischen Temperamente Unterhalter, Verkäufer, Handwerker und Designer.

Seelengefährten  (ca. 10% der Bevölkerung typisch westlich geprägter Kulturen)

Erreiche die unerreichbaren Sterne

Diese Gefühlsmenschen  suchen Selbstverwirklichung. Ihre Sprache ist bildhaft und fantasievoll.  Sie folgen begeistert dem, woran sie glauben. Sie interessieren sich für persönliche Entwicklung. Die Vergangenheit ist vorbestimmt, Die Gegenwart opfern sie einer besseren Zukunft. Sie glauben, dass jeder Mensch wertvoll ist. Sie befinden sich auf einer mystischen Reise. Sie schöpfen Ihren Selbstwert aus Mitgefühl, Idealismus und Authentizität. Sie besitzen die außergewöhnliche Fähigkeit, sich in die Lage eines anderen Menschen zu versetzen und tiefe Bindungen zu knüpfen.

Sie vertrauen auf ihre Intuition, suchen Identität, Anerkennung und die wahre, romantische Liebe. Sie wünschen sich Weisheit, sind bestrebt, den Selbstwert anderer zu fördern und Auslöser für Weiterentwicklung zu sein. Ihr Dilemma ist, dass der Ist-Zustand nie ganz ausreicht und ihr Bedürfnis nach Akzeptanz mit ihrem Sinn für Authentizität im Konflikt stehen kann. Sie lassen sich von den Verstrickungen ihres Gewissens einengen, dem strengen Ehrenkodex, mit dem sie sich selber bewerten und von Unzulänglichkeitsgefühlen.

Wenn Sie in ihrem Idealismus frustriert sind, werden sie unzufrieden und können zerstörende Energien freisetzen. Sie leben auf, wenn sie eine Fülle an persönlicher Aufmerksamkeit erfahren und wenn sie sich in ihrer Einzigartigkeit und als wertvolles Familienmitglied anerkannt fühlen.

Andere Temperamente sind oft der Meinung, dass sie den Kopf in den Wolken haben und in einer Fantasiewelt verloren sind.

Die verschiedenen archetypischen Temperamente des idealistischen Seelengefährten sind Motivator, Guru, Therapeut und Visionär.

Diskussionspartner  (ca. 5% der Bevölkerung typisch westlich geprägter Kulturen)

Diese Analytiker suchen Wissen. Sie sind ruhig, rationell, wollen etwas leisten und ein gefragter Experte auf ihrem Fachgebiet sein. Sie interessieren sich für  Wissenschaft, Technologie, Systeme, Logik, Experimente und Mathematik. Sie definieren Themen sachlich, stellen Hypothesen auf und bevorzugen schlüssige Argumentation.

Die Eule beschreibt dieses Temperament treffend. Sie ist eine der besten Jäger. Sie verfehlt ihre Beute selten, verfügt über Weitblick, Schnelligkeit und Gefühl für den richtigen Augenblick.

Die Gegenwart ist dazu da, um Ziele effizient zu erreichen. Mit strategischer Intelligenz finden sie einen Weg, wie sie mit so wenig Aufwand wie möglich, ihr Ziel erreichen können. Der Zweck heiligt die Mittel. Der Zukunft stehen sie skeptisch entgegen, die Vergangenheit ist relativ.  Zeit ist nur ein Konzept für sie.

Ihren Selbstwert finden sie in ihrem Erfindergeist, ihrer Kompetenz, Willensstärke und Unabhängigkeit. Sie sind nicht Besitz ergreifend. Sie suchen Herausforderungen und nicht Lob. Sie zeigen kein Interesse daran, populär zu sein oder gesellschaftliche Spielregeln zu befolgen und sie verweigern sich jedem gesellschaftlichen Druck.

Als Partner suchen sie einen Debattierer, der ihre Lebensinvestition wert ist. Ihre elterliche Aufgabe sehen sie darin, die Unabhängigkeit ihrer Kinder zu fördern.

Andere denken, dieses Temperament hat kein Interesse an der sozialen Wirklichkeit. Sie scheinen zuweilen kalt und schenken wenig persönliche Wertschätzung. Sie wirken allerdings nur so, weil sie abstrakt orientiert sind und andere nicht manipulieren wollen. Sie tun sich schwer damit, das Leben zu genießen, anstatt es zu analysieren.  Die verschiedenen Rollen des  Diskussionspartners  sind Stratege, Akademiker, Erfinder und Systemarchitekt.

© Dr. Joachim Schneider 2009

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