25.Mai 2017
Die Zeitschrift „Entrepreneur stellte Deepak Chopra 20 Fragen in einem Interview
- Wie fangen Sie Ihren Tag an?
Ich stehe zwischen 4 Uhr 30 und 5 Uhr morgens auf und meditiere 2 Stunden lang, um mich zu besinnen, über diesen Augenblick hinauszugehen und die Einfachheit des Bewusstseins zu erleben. Dann mache ich zwischen 45 und 60 Minuten Yoga, entweder in einer Gruppe oder alleine, abhängig davon, wo ich bin. Danach dusche ich, ziehe mich an und nehme einen Podcast für Facebook und youtube auf, in dem ich auf Fragen eingehe, die an mich gerichtet wurden. Dann bin ich fertig. Den Rest des Tages mache ich, was sich ergibt, leiste keinen Widerstand und genieße alles in vollen Zügen.
- Wie beenden Sie Ihren Tag?
Mit einem langen Spaziergang, wenn ich keine gesellschaftlichen Termine habe. Danach denke ich an die schönen Dinge, die ich tagsüber erlebt habe und bin dafür dankbar. Spätestens um 10 Uhr Abends mache ich die Augen zu, nimm das Atmen wahr und schlafe ein.
- Welches Buch hat Ihre Denkweise verändert?
„Freedom from the Known“ („Einbruch in die Freiheit“) von Jiddu Krishnamurti, einem indischen Philosophen. Ich las dieses Buch vor über 45 Jahren während meines Medizinstudiums. Mir wurde dadurch klar, dass jeder unserer Gedanken das Ergebnis von Jahrhunderten von Konditionierung ist. Wir müssen Gedanken nicht besitzen, uns mit ihnen identifizieren oder ihnen zum Opfer fallen. Wir können sie beobachten, loslassen und unser Leben vollkommen frei von Widerstand in jedem Augenblick leben.
- Welches Buch empfehlen Sie immer?
„I am that“ („Ich bin“) von Nisargadatta Maharaj, einem indischen Lehrer. Es handelt davon, wie wir das ungetrennte Sein verwirklichen. Auch empfehle ich Martin Heidegger und Ludwig Wittgenstein. Meine Lieblings Science-Fiction Bücher sind von Somset Maugham. auch „Lost Horizon“ („der verlorene Horizont“) von James Hilton. Das Buch handelt von Shangri-La, einem idyllischen Ort, an dem Niemand älter wird.
- Was ist eine Strategie, um sich zu fokussieren?
Ich bleibe unfokussiert, mit dem Bewusstsein auf die Möglichkeiten, die dieser Augenblick bietet. Mühelose Spontanität kann das Trennungsbewusstsein überwinden. Jeder Augenblick schenkt eine Fülle an Sinneserfahrungen.
- Was wollten Sie als Kind werden?
Journalist oder Science-Fiction Autor. Als ich 14 Jahre alt war, wollte mein Vater, der selber Herzspezialist war, dass ich Arzt werde. Er gab mir mehrere Bücher von Somerset Maugham, einem Romanschriftsteller und Arzt, von denen viele von Medizinern handeln. Ich änderte dadurch meine Meinung und wurde Arzt, um später doch wieder Schriftsteller zu werden.
- Was haben Sie von Ihrem schlimmsten Chef gelernt?
Er war ein berühmter Endokrinologe, der allerdings sehr unglücklich war. Die Zeit mit ihm war ein Alptraum. Ich war Praktikant. Er wurde ungehalten, wenn wir in unseren Forschungen und Veröffentlichungen Fehler machten. An einem Tag, leerte ich meine Unterlagen über seinen Kopf aus und ging. Ich erkannte, dass man sehr intelligent sein kann, ja sogar einen Nobelpreis bekommen und doch unglücklich sein.
- Was hat Sie am meisten beeinflusst, in der Art, wie Sie arbeiten?
Meine Eltern. Meine Mutter war eine erstaunliche Geschichtenerzählerin. Als Ich jung war, erzählte sie meinem Bruder und mir jede Nacht eine Geschichte. Sie brach die Geschichte jedoch immer in einer brenzligen Situation ab. Sie wollte, dass wir uns ein Happy End einfallen ließen. So lernten wir, Krisen immer glücklich ausgehen zu lassen.
Mein Vater empfing seine Patienten am Wochenende kostenlos. Die Leute kamen aus ganz Indien in unsere kleine Stadt. Meine Mutter kochte für sie und gab ihnen, bei Bedarf, das Fahrgeld nach Hause. Mein Vater war Arzt in der Armee und wir zogen alle paar Jahre um. Immer wenn wir einen Ort verließen, kamen Tausende von Menschen zum Bahnhof, um uns Lebewohl zu sagen.
- Welche Reise hat Sie verändert?
LSD. Das war ein richtiger Trip. Mit 19 experimentierten andere Medizinstudenten und ich damit.
Wir saßen in einem Zug nach Südindien und ich spürte ein starkes Mitgefühl, als ich ein Poster von Mutter Theresa sah. Sie küsste Kinder mit Lepra. Das rührte mich.
- Was inspiriert Sie?
Kinder! Meine Enkelkinder inspirieren mich mit ihrer Unschuld, Freude, Neugier und Verspieltheit.
- Was war Ihre erste Geschäftsidee und was haben Sie daraus gemacht?
Ich habe mein erstes Buch selber veröffentlicht, weil es Niemand verlegen wollte. Ich hatte viel von meinen Patienten gelernt. Sie erzählten mir Sachen, die in Textbüchern und Fachzeitschriften nie auftauchten. Ich tat mein Möglichstes, diese Erkenntnisse in wissenschaftlichen Journalen zu veröffentlichen, aber ich fand keinen Verleger. Durch eine Reihe an Zufällen wurde das Buch dann doch ein Bestseller.
- Was war einer Ihrer ersten Jobs, der Ihnen etwas Wichtiges oder Nützliches beibrachte?
Als Assistenzarzt hatte ich nicht genug Geld um die Miete zu bezahlen oder Essen zu kaufen. Ich musste jedoch zwei kleine Kinder und eine Familie versorgen. Ich arbeitete in einer Intensivstation in Melrose und Everett, Massachusetts für 4 bis 6 Dollar die Stunde. Es war genug, um über die Runden zu kommen. Ich sah dort Schusswaffenwunden. Ständig starben Menschen. Ich lernte, cool und in meiner Mitte zu bleiben.
- Was ist der beste Rat, den Sie je angenommen haben?
Von meinen Eltern. Meine Mutter sagte immer, dass ich mich für etwas Größeres einsetzen soll als nur für mich selber.
- Was ist der schlechteste Rat, den Sie je erhalten haben?
Dass Ehrgeiz, harte Arbeit und genaue Pläne der Weg zum Erfolg sind.
- Auf welchen Produktivitätstipp schwören Sie?
Ich habe nur ein paar einfache Fragen:
Macht das, was ich tue, Spaß?
Macht es Spaß, mit den Menschen, mit denen ich arbeite, zusammen zu sein?
Verbessert das, was ich mache, die Lebensqualität anderer Menschen?
- Gibt es eine App oder ein Hilfsmittel, das Sie auf ungewohnte nutzen, um etwas zu schaffen oder um am Ball zu bleiben?
Ich trage Wearables, wie mein Fitbit. Ich schaue gerne darauf, um zu sehen, ob ich lange genug geschlafen habe oder spazieren gegangen bin. Ich mag Geräte, besonders die, die das Gehirn-Biofeedback überwachen. Ich habe selber ein paar dieser Geräte hergestellt.
- Was bedeutet Work-Life Balance für Sie?
Es ist ein Oxymoron. Arbeit soll Freude machen und interessant sein. Arbeit ist ein Drittel meines Lebens. Dein Beruf sollte Deine Berufung sein, weil Du ansonsten ständig unausgeglichen bist. In den östlichen Weisheitslehren spricht man von „Dharma. Dharma hat viele Bedeutungen, auch wie wir in das Gesamtbild passen. Die ganze Welt ist ein Puzzle und jedes Teilchen passt dazu.
- Wie verhindern Sie Burnout?
Das Leben ist schnell vorbei, wie ein Traum, wie ein Augenblick. Wenn Du erkennst, wie wertvoll jeder Augenblick ist, bekommst Du keinen Burnout.
- Wenn Sie in einem kreativen Loch stecken, was ist Ihre Strategie, dort wieder herauszukommen?
Ich habe das noch nie erlebt. Ich gebe einfach meine Erfahrungen weiter. So entstehen meine Texte. Ich habe über 85 Bücher geschrieben. Ich frage mich immer öfter, wann ich aufhöre, zu schreiben. Ich glaube, dass ich noch zwei, drei Bücher mehr schreibe. Danach werde ich wohl nichts mehr zu sagen haben.
- Was lernen Sie derzeit?
Der Gedanke, dass die Welt friedlich ist, ist eine Illusion. Menschen sind die gewalttätigsten Lebewesen auf der Erde Wenn wir eine vergangene Zivilisation idealisieren, kommt dies, weil wir auf Lichtgestalten oder Philosophen jener Zeit blicken. Wir müssen aufhören, uns etwas vorzumachen. Der Mensch ist das gefährlichste Beutetier auf diesem Planeten und mittlerweile in der Lage, sich und die Welt auszulöschen. Wenn wir nicht schnellstens einen spirituellen Wandel durchlaufen, gehen wir auf den Untergang zu. In einem Tweet habe ich zu Gewaltosigkeit in all unseren Aktionen aufgerufen. Viele wollen dies offenbar auch tun.