
How to love your enemies (really) von Deepak Chopra aus dem Englischen übertragen von Joachim Schneider
Seine Feinde zu lieben ist schwierig. Tatsächlich sind viele Lehren im neuen Testament mit dem Alltag schwer vereinbar. Jemandem, der Dich auf die rechte Wange schlägt, die linke Wange hinzuhalten, scheint wie ein unerreichbares Ideal, reserviert für Heilige. Heilig sein wird möglich, wenn wir es als höheren Bewusstseinszustand verstehen oder, wie Jesus, als Ergebnis persönlichen Wandels. Zorn ist ein natürliches Gefühl. Wenn er sich allerdings aufstaut, vergiftet er sich zu Rachsucht und Hass. Menschen, die Dich verletzt haben oder gegen Dich waren, werden so zu Feinden. Rationelle Erklärungen dafür, jemanden zu hassen, können überzeugend klingen. Du wurdest ungerecht behandelt und bist im Recht. Was sich hinter diesen Erklärungen jedoch verbirgt, ist aufgestauter Zorn. Wenn Dir jemand etwas Schreckliches angetan hat, tust Du dir selber weh, wenn Du Dich rächen willst. Auch bei furchtbaren Verbrechen ist es besser, Gerechtigkeit und nicht Rache zu suchen. Manchen Menschen und Nationen fällt diese Erkenntnis schwer, dennoch ist sie der Schlüssel für Heilung und Frieden. Sobald Du siehst, dass Hass irrational und selbstzerstörerisch ist, hast Du einen Grund, ihn loszulassen. Es ist in Deinem Interesse, Deinen Stolz beiseite zu lassen, Dich dem anderen Menschen anzunähern und zu versuchen seine Sichtweise zu verstehen. Vielleicht denkt er ja ähnlich wie Du. Das Zerstörerische am Zorn kann durch Energiearbeit losgelassen werden.
Übung zum Loslassen von aufgestautem Zorn und Hass
1. Setze Sich hin und erinnere Dich an etwas, was Dich wütend gemacht hat. Wann hast Du Dich ungerecht behandelt gefühlt? Was war daran so ungerecht? Dein Verstand hat viele Gründe, warum man Dir etwas angetan hat.
2. Halte inne und fühle den Zorn im Körper. Ist der Körper angespannt, die Haut warm, die Atmung flatternd, der Herzschlag erhöht? Die körperlichen Empfindungen, die beim Zorn auftreten, sind der Schlüssel, diesen loszulassen. Rationelle Erklärungen halten den Zorn endlos am Leben und sind vereinnahmend.
3. Sobald Du den Zorn im Körper gefunden hast und während Du ihn empfindest, erkläre die Absicht, ihn loszulassen.
4. Wer Zorn nur fühlt oder ihn nur gedanklich ausdrückt, wird ihn nicht los. Auch körperlich ausgedrückter Zorn bleibt im Körper, solange Du ihn nicht loslässt. Zorn nur gedanklich loszulassen reicht auch nicht. Wie jedes starke Gefühl, glauben auch Zorn und Hass an sich. Sie möchten bei Dir bleiben und Dir ihre Geschichte erzählen. Um dieser Versuchung zu wiederstehen, höre auf, dieser Geschichte Aufmerksamkeit zu geben und erkläre in dem Augenblick die Absicht, den aufgestauten Zorn und Hass loszulassen. Das kann verzwickt sein, aber ein erfahrener Helfer an Deiner Seite kann dies erleichtern.
Wenn Du Dich Deinem Kummer widmest und ihn von der Wurzel angehst, kannst Du ihn loslassen. Hass und Zorn bleiben in Dir, solange Du an der Vergangenheit festhältst. Warum halten wir an der Vergangenheit fest? Hass und Zorn geben ein Gefühl von Macht und rechtfertigen Gewalt- und Rachefantasien. Solange wir diese Fantasien anziehend finden, können wir unsere Feinde nicht lieben und uns bleibt dann bestenfalls ein zermürbender Waffenstillstand.
© Copyright 2011 Deepak Chopra. Aus dem Amerikanischen angepasst von Dr. Joachim Schneider. Hier zum Originalartikel in Englischer Sprache